Se Fue El Danés (Der Däne ist weggefahren)
Der Mittwoch verlief auf der Med. Fakultät ähnlich wie der Dienstag mit der Ausnahme, dass am Nachmittag überraschend das Kinderreanimations-Praktikum ausfiel. Auch Maria hatte den Vormittag auf der Uni verbracht. Papa zog am Abend für die restlichen drei Tage in unserer Wohnung in Jesus‘ (sprich: Chesús) Zimmer ein. Er hatte den Tag am Strand in Playa de La Arena verbracht, da in Puerto de la Cruz schlechtes Wetter war. Später gingen wir gemeinsam mit Papa zum Bodegon Viana wo wir uns mit Mareike, Johanna, Jeanne, David, Sophie und Kristian trafen, um Kristian’s Abschied zu feiern. Er hat sein Praktikum im Krankenhaus abgeschlossen und kommt nach Weihnachten nicht wieder zurück nach Teneriffa. Wir werden ihn auf jeden Fall vermissen! Auch Jeanne hat uns am folgenden Morgen für 2 Wochen verlassen, weil sie es mit uns einfach nicht mehr ausgehalten hat. :-)
En Busca de Sol (Auf der Suche nach Sonne)
Auch Donnerstags hatte Hans am Vormittag Gyn-Praktikum, im Unterschied zu den anderen Tagen kam er aber bereits mittags heim. Morgens hatte er vereinbart, Jeanne mit einem Telefonanruf zu wecken. Sie war allerdings schon wach und konnte sich über Hans‘ verschlafenes Grunzen am Telefon amüsieren.
Am Nachmittag fuhren wir mit Papa auf der Suche nach einem sonnigen Strand nach El Médano. Leider war es aber auch dort relativ kühl, bewölkt und windig. Nachdem das Wetter bei St. Cruz etwas besser gewesen war, beschlossen wir, unser Glück am Playa de las Teresitas, unserem “Hausstrand” zu versuchen. Aber auch dort zogen immer wieder Wolken durch und es blies der Wind, so dass wir nach einem Spaziergang weiter nach Igueste fuhren. Das ist der äußerste Ort auf der Südseite des Ostzipfels der Insel. Wir wanderten durch dieses verschlafene Nest mit vielen Tieren (Hähne, Enten, Hunde, Papageien...) das vom Tourismus noch recht unberührt geblieben ist und für unser Empfinden deshalb sehr schön war. Am Abend spazierten wir noch zum Mirador über La Laguna und genossen die Abendstimmung. Auf der Suche nach einem Abendessen hatten wir wieder einmal nicht mit den spanischen Sitten gerechnet und wir mußten ziemlich lange durch die Stadt wandern, bis schließlich der Libanese öffnete, zu dem Hans und Papa gehen wollten. Maria war schon vorher wegen Bauchschmerzen, die sich danach als verkappte Rückenmuskulaturverspannung herausstellten und auch aufgehörten, nachdem sie sich hingelegt hatte, nachhause gegangen. Das libanesische Restaurant wurde von den beiden Testessern für gut befunden. Zitat: gut, nicht ganz billig, irgendwie ungarisch. Später kam noch David vorbei um sich eine Pflanze von uns auszuborgen, damit Jelca einen Grund hatte mit ihrem Freund, der sie gerade besucht, sich in der Wohnung von Emma und David aufhalten zu dürfen. Dort macht nämlich die Hausherrin Probleme (Im Mietvertrag ist festgehalten, dass die Wohnung ausschließlich von den Mietern genutzt werden darf. Auch Davids Schwester dürfte nicht bei ihnen übernachten.). So nebenbei brachte er uns auch noch Weihnachtsgeschenke mit, worüber wir uns sehr gefreut haben, weil wir so mehr Päckchen zum auspacken hatten :-).
Cocina Canaria (kanarische Küche)
Der letzte Tag vor den Weihnachtsferien brachte für Hans einen weiteren Vormittag Gyn-Praktikum, das allerdings aus Patientinnen-Mangel schon relativ früh endete. Papa und Maria fuhren inzwischen Mareike zur Estaión de Guaguas in Sta. Cruz, wo sie in den Bus zum Süd-Flughafen einstieg. Sie hatte sehr viel Gepäck, weil sie Kristians Kitesurf-Ausrüstung mit nach Hamburg nam. Kristian hatte die schwere Tasche beim Herfliegen als vergünstigtes Sportgepäck aufgegeben. Das war aber beim Heimflug nicht mehr möglich, da die andere Fluglinie so eine Sonderregelung nicht zuließ. Jetzt wird Kristian sein Gepäck mit dem Auto in Hamburg abholen, was ja aus Jutland nicht so weit ist.
Am Nachmittag fuhren wir wieder in den Süden, der diesmal eindeutig sonniger war. Wir konnten tatsächlich im Meer baden, und das zwei Tage vor Weihnachten!
Am Rückweg machten wir in Garachico Halt, wo wir von einer guten Tasca gehört hatten, von der sowohl Mareike als auch Kristian geschwärmt hatten. Dieses Lokal hätte aber erst eine Stunde später geöffnet, sodass wir uns für ein unscheinbares Restaurant in der Nähe entschieden. Diese Entscheidung bereuten wir dann auch nicht: Der Wirt war sehr freundlich, das Essen war ausgezeichnet, und der Preis unglaublich! Papa und Hans hatten Suppe, danach gegrillten Thunfisch, Maria hatte Kaninchen, und als Beilage aßen wir Papas Arrugadas mit Mojo. Hans aß dann noch Mousse au Chocolat als Nachspeise und wir bekamen ein Verdauungsschnapserl hinterher. Alles zusammen für drei Leute inkl. Getränke kostete dann 22 Euro!!!
Sobrepeso (Übergwicht)
Der Samstagmorgen begann eigentlich in der Nacht, da wir mit Papa um 04.30 Uhr in Richtung Flughafen Süd aufbrachen. Wir bezahlten schließlich 7 kg Übergepäck, wobei die Dame am Schalter noch 2 kg nachließ und das Handgepäck gar nicht gewogen worden war.
Danach fuhren wir nach El Médano, wo wir erst einmal im Auto zwei Stunden Schlaf nachholten. Nachdem uns die Sonne geweckt hatte, gingen wir in ein gemütliches Café frühstücken und wanderten danach auf einen nahegelegenen Hügel mit wunderschönem Blick auf die Umgebung. Man konnte von dort oben auch sehr schön die Flugzeuge starten und landen sehen.
An diesem Tag hatten wir dann keine großen Pläne mehr. Wir schauten nur noch einen Film und gingen früh schlafen. (Dass Hans schon während des Films eingeschlafen hatte, ist nur ein unbewiesenes Gerücht, das von ihm entschieden dementiert wird!) Vorher hatte uns Dani noch eingeladen, den heiligen Abend mit ihm und seiner Familie in Icod zu verbringen.
Nochebuena (Heiliger Abend)

Am Sonntag waren wir erstmals seit einiger Zeit wieder so richtig ausgeschlafen. Der Tag begann ruhig und in bester Weihnachtsstimmung. Wir bereiteten unser Zimmer auf die Bescherung vor, schmückten unseren Christbaum, futterten Kekse und freuten uns auf den Abend. Am Nachmittag besuchte uns Jelca mit ihrem Freund Daniel, der gerade zu Besuch hier ist. Er studiert Komposition und kommt ursprünglich aus der Schweiz. Wir tranken Kaffee und tratschten, bis wir schließlich nach Icod aufbrachen, voller Neugier und Erwartung.
Fürs Protokoll: Natürlich haben wir auch “unser” Weihnachten zuhause vermisst! Aber nun waren wir eben gespannt, wie die Kanaren den Heiligen Abend gestalten. Zunächst sagte uns Dani, dass wir, wenn jemand fragen sollte, sagen sollten, Maria wohne nicht im selben Zimmer wie Hans. Spanische Schein- und Doppelmoral!
Es kam aber nicht zu irgendwelchen dahingehenden Problemen. Dani’s Eltern waren sehr nett und seine Mutter hatte phantastisch gekocht. Es gab zu Beginn eine klare Suppe mit Hühnerfleisch, Ei und Suppengemüse, danach Fisch mit Süßkartoffeln, kanarischen Kartoffeln und Letschogemüse (alles aus dem hauseigenen Garten, wie Dani’s Vater stolz berichtete) und als Nachspeise Joghurt mit Waldfrüchten. Danach kamen zwei Sorten typisch kanarischen Weihnachtsgebäcks und ein Teller voller spanischer Weihnachts-Süßigkeiten (Turron, Polvoron, ...) Dazu bekamen wir sehr guten Rotwein. Vor dem Essen hatten wir einen selbstgemachten Likör probiert, der ähnlich wie Maiwipferlsaft schmeckte. (Für unser internationales Publikum: Maiwipferlsaft wird aus den kleinen Trieben hergestellt, die die Fichten im Mai ansetzen. Diese “Mai-Wipferl” werden in Zucker eingelegt und der entstehende Sirup ist ein sehr wirksames Hausmittel bei Erkältungen.)
Nach dem Essen gingen wir in die Kirche, in der eine wunderschöne, riesige Krippe aufgebaut war. Da gab es bewegliche Figuren, Wasserläufe, ein Meldeamt, Kinder, die spielten, Händler, Handwerker, und irgendwo am Rand kamen schon die Heiligen Drei Könige daher. Es war eine richtige Landschaft, in der man immer wieder etwas neues entdecken konnte. Die Messe dauerte ungefähr eineinhalb Stunden und hatte einige Besonderheiten: Am Beginn lasen Pfarrer und Gemeinde nach Art einer Litanei Psalmen, die mit der Geburt Christi zutun hatten. Vor der Eucharistie wurde eine Jesuskind-Statue vom Pfarrer durch die Kirche getragen, die nach der Messe von den Messteilnehmern geküsst werden konnte.
Im Anschluss wurden wir noch einmal zu Dani nachhause eingeladen, um einen kleinen Schlummertrunk einzunehmen. Dann ging es aber erst so richtig los! Auf einmal begannen Dani’s Geschwister Gitarren anzuschleppen, sein Bruder hatte eine kanarische Minigitarrenvariante, und am Ende wurden auch wir mit Schlaginstrumenten, einer Blockflöte und einer Mundharmonika bestückt und dann wurden spanische Weihnachtslieder gesungen und gespielt.
Wir sangen ihnen dann auch “Stille Nacht” auf deutsch vor. Wir hatten wirklich sehr viel Spaß dabei und als wir uns endgültig auf den Weg machten, war es bereits nach 3 Uhr früh. Dennoch war dann auch bei uns zuhause noch Bescherung und wir gingen dann müde, aber froh und in bester Weihnachtsstimmung schlafen.
Concierto de Navidad (Weihnachtskonzert)
Am Montag fuhren wir mit Jelca und Daniel nach Güímar, wo sich Guanchen-Pyramiden befinden. Diese konnten wir dann nur aus der Ferne sehen, weil der Eingang geschlossen war, obwohl sich daran ein Schild mit der Aufschrift ”abierto todos los días” (jeden Tag geöffnet) befand. So beschlossen wir, das Auto weiter auszunutzen und nach Vilaflor weiterzufahren. Vilaflor ist ein höhergelegener Ort, der eine unglaublich große Kiefer beheimatet. Dieser Baum ist mit Grund ein Fixpunkt fast jeder Teneriffa-Reise, aber auch Vilaflor selbst ist sehenswert.
Am Abend stand eine weitere kanarische Weihnachtstradition auf dem Programm, das Weihnachtskonzert an der Hafenmole mit dem tinerfenischen Sinfonieorchester. Gespielt wurde gefällige klassische und romantische Musik, zwischendurch sang eine Opernsopranistin. Bis auf den Wienerwalzer spielten sie auch alles sehr schön und wir genossen die einzigartige Athmosphäre der Freilichtbühne mit dem Meer auf der einen und der Stadt Sta. Cruz auf der anderen Seite. Das Konzert endete mit einem kanarischen Weihnachtslied, zu dem die Zuschauer Wunderkerzen anzündeten. Sehr stimmungsvoll! Jelca und Daniel, die während Daniel’s Aufenthalt hier in La Mantaza in der Nähe von Sta. Ursula wohnen, verbrachten die Nacht in Jesus‘ Zimmer, da es schon sehr spät war, als wir vom Konzert heimkamen.
Playa de Maravilla, Aparcamiento de Puta Madre (wunderbarer Strand, beschissener Parkplatz)
Am Dienstag wollten wir ursprünglich mit Jelca und Daniel eine ausgedehntere Wanderung durch die Cañadas unternehmen. Da es aber dank der Calima sehr schön und warm war, beschlossen wir, in den Cañadas nur einen Spaziergang zu unternehmen und dann weiter zum Strand Bollullu zu fahren. Wir hielten uns dann doch relativ lange im Teide-Nationalpark auf und kamen erst abends an den Strand, der einen unvergesslichen Anblick bot: Meterhohe Wellen schlugen gegen die Klippen, der schwarze Sand war sehr fein und glitzerte, wenn man ihn aus der Nähe betrachtete. Das ganze Ambiente war so schön, dass es sinnlos ist, zu versuchen, es in Worte zu zwängen. Wir haben viele Bilder und einige Videos gemacht, die viel mehr sagen. Bei Einbruch der Dunkelheit verließen wir den Strand und stellten fest, dass das Tor zu dem Parkplatz, an dem wir unser Auto abgestellt hatten, verschlossen war. Außerdem kamen zwei wilde, kalbsgroße Hunde angestürmt und bellten und knurrten furchterregend. Das Restaurant, auf dessen Gelände sich der Parkplatz befand, war inziwschen stockdunkel und kein Mensch war in Sicht. Auf Nachfrage bei anderen Strandbesuchern erfuhren wir, dass die Besitzer gerade kurz vor unserer Ankunft alles abgeschlossen hatten und davongefahren waren. So standen wir also fern von La Laguna ohne Auto da, und wussten zuerst nicht, was wir nun tun sollten.
Wir entschieden uns, den Weg weiter bis zur einige hundert Meter weiter oben gelegenen Hauptstraße zu gehen und unterwegs jeden nach den Restaurantbesitzern zu fragen, der uns über den Weg lief. Anfangs hatten wir kein Glück: Am Nachbarhaus reagierte niemand aufs Klingeln und die Autofahrer, die vorbeikamen, wußten auch keinen Rat. Dann konnte uns aber der Fahrer eines weiteren Autos, das wir unterwegs angehalten hatten, einen ersten Hinweis geben, wo wir die Restaurantbesitzerin antreffen könnten. Beim entsprechenden Haus angelangt, klingelten wir, und wurden von einem Spanier informiert, dass der Restaurantparkplatz immer um 18.00 Uhr zusperre, wobei es inzwischen ungefähr 19.30 Uhr war. Wir bekamen auch eine Telefonnummer, unter der Hans dann die Haushälterin der Besitzerin erreichte. Sie sagte, wir sollen eine halbe Stunde später noch einmal anrufen. So setzten wir uns erst einmal in eine nahegelgene Bar und tranken einen Kaffee. Eine halbe Stunde später rief Hans dann wieder bei der Besitzerin an und das Gespräch lief folgendermaßen ab:
Hans: “¡Hola! ¿Está la Señora Mensa?” (Hallo! Ist Frau Mensa da?)
Sra. Mensa: “De qué parte?” (Wer will das wissen?)
Daraufhin schilderte ihr Hans in möglichst tragischer Weise unser unglückliches Schicksal und fragte, ob es eine Möglichkeit gäbe, an das Auto zu gelangen. Er gab auch nicht schnell auf, aber alles bitten und betteln half nichts. Die unfreundliche und sichtlich schadenfrohe Frau sagte, wir könnten das Auto erst am nächsten Tag ab 10.00 oder 10.30 Uhr wieder abholen, da sie keinen Schlüssel habe und der Angestellte, der über den Schlüssel verfügte, in Sta. Cruz wohne und erst am nächsten Tag wieder im Restaurant sei.
So blieb uns nichts anderes übrig, als uns auf den Weg in Richtung La Orotava oder Puerto de la Cruz zu machen und von dort mit der Guagua nachhause zu fahren. Maria wollte aber, bevor wir den relativ weiten Weg in eine der Städte antraten, noch auf der Autobahn nachsehen, ob nicht eine Haltestelle in der Nähe sei. Und tatsächlich kam in diesem Augenblick ein Bus daher, der auch noch die richtige Nummer hatte, und so kamen wir dann bald in La Laguna an. Glücklicherweise hatten wir unseren Wohnungsschlüssel nicht im Auto gelassen! Für Jelca und Daniel bedeutete unsere Geschichte eine weitere Nacht in Jesus‘ Zimmer, weil ihr Wohnungsschlüssel sehr wohl im Auto geblieben war.